Monday, March 25, 2019

Legende, Sage, Märchen


Der große Schatz der einst nur mündlich überlieferten Erzählungen scheidet sich wirklich in eine relativ kleine Zahl von nebeneinander herlaufenden Typen. Die Gattungen der realistischen Geschichte, des Märchens, der Legende, der Sage haben sich im Laufe der Jahrtausende herauskristallisiert und durch viele Epochen hindurch ziemlich rein erhalten. Jeder dieser Gattungen scheint einem elementaren Bedürfnis des Menschen zu entsprechen. Sie können ähnliche Themen behandeln, aber sie tun es in verschiedener Art. 

Was sind Legenden? 
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Google gibt zwei Definitionen: 1) „kurze, erbauliche religiöse Erzählung über Leben und Tod oder auch das Martyrium von Heiligen“ und 2) „Person oder Sache, die so bekannt geworden ist, einen solchen Status erreicht hat, dass sich bereits zahlreiche Legenden um sie gebildet haben; Mythos.“ Das lateinische Wort Legenda heißt: das zu Lesende. Sie ist eine Geschichte, die man lesen kann. Sie ist nicht wie das Märchen den mündlichen Erzählern, den Handwerkern und Dienstboten überlassen wird, sondern das von Geistlichen aufgezeichnet worden. Legende zeigt eine schöne und wirkungsvolle Mischung von Realistik und Stilisierung. Die formende Hand ist viel stärker spürbar. Das Wunder wirkt nicht nur als Zeugnis für eine Lehrmeinung, sondern hat seine eigene Faszination. 

Was sind Sagen? 
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Google gibt eine Definition: „mündlich überlieferter, nicht verbürgter Bericht über eine nicht alltägliche, häufig wunderbare Begebenheit.“ Sage bedeutet Rede, Erzählung. Der echte Sagenerzähler glaubte ursprünglich an das, was er erzählte und wollte es keineswegs als sagenhaft in unserem Sinne abstempeln. Man kann das Gefühl haben, wie bei einem Märchen. Sagen schöpfen aus demselben Stoffbereich und Motivschatz wie das Märchen, weil sie ebenso anonym und mündlich überliefert sind. Die dies- und die jenseitige Welt wird in der Sage getrennt, also die Sagen haben einen höheren Realitätsanspruch. Sie enthalten in der Regel einen „wahren Kern“, sie gehen also auf wahre Begebenheiten zurück und versuchen deren Ursache und Ablauf zu erklären. Für diese Gründe besitzen sie daher auch einen Aussagewert in religions- und sozialgeschichtlicher Hinsicht. 

Was sind Märchen? 
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Google gibt zwei Definitionen: 1) „im Volk überlieferte Erzählung, in der übernatürliche Kräfte und Gestalten in das Leben der Menschen eingreifen [und meist am Ende die Guten belohnt und die Bösen bestraft werden]“ und 2) „unglaubwürdige, [als Ausrede] erfundene Geschichte.“ In Blog #2 habe ich viel über Märchen diskutiert. Lüthi sagte hier, dass Märchen ja nichts anderes als eine kleine, kurze Geschichte oder Mär heißt. Geographische und historische Bezüge fehlen im klassischen Märchen.

Bib
Max Lüthi: Es war einmal. Vom Wesen des Volksmärchens. Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 2008
https://www.planet-schule.de/wissenspool/die-brueder-grimm/inhalt/hintergrund/maerchen-definition-abgrenzung-zur-sage-legende-fabel.html

Die Wesenszüge eines Märchens


Menschen haben Märchen ihr ganzes Leben gehört. Da sind Grimms Märchen, die Disney Varianten und so viele andere regionale Märchen. Aber was ist ein Märchen? Wann wir auf Google suchen, gibt es zwei Definitionen. Das erste ist „im Volk überlieferte Erzählung, in der übernatürliche Kräfte und Gestalten in das Leben der Menschen eingreifen [und meist am Ende die Guten belohnt und die Bösen bestraft werden]“, und die zweite ist „unglaubwürdige, [als Ausrede] erfundene Geschichte.“ 

Max Lüthi sagte, dass ein Märchen nur ein hölicher Ausdruck für besonders kunstvoll gebaute Lügen ist. Es handelt sich um eine Dichtung, die den Menschen als solchen angeht. Die von Missionaren den Ureinwohnern erzälten Grimm-Märchen vermögen in manchen Fällen die einheimischen Geschichten zu verdrängen. Die Brüder Grimm haben die Märchen nicht genau so wiedererzählt, wie sie sie gehört haben, weil sie andere Elemente von Pentamerone übernehmen. Was er sagte, ist ähnlich wie die Definitionen von Google. Das Märchen ist unglaubwürdige aber eine überlieferte Erzählung. Aber was noch? 
Image result for max lüthi Max Lüthi

Da gibt es eine Polarität des Märchens. Die erste, worauf man denkt, ist gut gegen böse. Wir haben das in Dornröschen, während Dornröschen gut ist und die dreizehnten Gast böse. Da gibt viele andere, wichtige Polaritäten auch. Das Märchen erzählt von Tod und Auferstehung. Das Aufblühen der Rosenhecke und das erwachende schlafende Mädchen sind wie die tot daliegende Erde vor dem Frühling. Das königliche Schloss ist für Dornröschen Paradies und Gefängnis. Der Todesschlaf ist ihm Bann und Schutz. Den dominierenden Bildern in Dornröschen haben Polarität auch: Schloss und Turm, Dornen und Rosen, Menschen und Feen. Volksmärchen haben überhaupt: tote und lebendige Natur, Mensch und Menschwerk und jenseitige Mächte. Aber was noch? 

Image result for polarität Polarität

Die Figuren sind nicht individuell gezeichnet. Wir wissen nichts über die Persönlichkeit oder die Gedanken der Figuren. Sie sind total eindimensional und da wird keine Erlösungbögen geben. Die wunderbaren Tiere und Dingen sind auch eindimensional, aber sie haben menschliche Gefühle. Lüthi zählt Entbehrung, Sehnsucht, Schmerz, Freude, Entsetzen, Hoffnung, Bitterkeit, Empfindlichkeit, Rachsucht und Mitleid auf. 

Image result for wunderbare tiere Eine wunderbare Tiere

Die Erzählung ist mehr als eine phantasievoll stilisierte Liebesgeschichte. Man nimmt die Prinzessin unwillkürlich zugleich als ein Bild für die menschliche Seele. Die Erzählung schildert Begabung, Bedrohung, Lähmung und Erlösung des Menschen überhaupt. Abnormes Verharren im Zustande der Lähmung, den Lebensquell in sich selbst und den Kontakt mit der Umwelt neu zu finden.

Bib
Max Lüthi: Es war einmal. Vom Wesen des Volksmärchens. Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 2008
Willy Schuman (ed.): Grimms Märchen. Frankfurt: Surkamp/Insel. 1982

Monday, March 11, 2019

Blog #1: Die Brüdern Grimm


Die Brüder Grimm waren Jacob und Wilhelm Grimm.  Jacob war am 4. Januar 1785 und Wilhelm am 24. Februar 1786 geboren.  Die Brüder wurden in Hanau in Hessen-Kassel geboren und verbrachten den Großteil ihrer Kindheit im nahe gelegenen Steinau.  Der Tod ihres Vaters im Jahr 1796 verarmte die Familie und betraf die Brüder noch viele Jahre.  Sie studierten an der Philipps-Universität Marburg, dort widmeten sie sich lebenslang der Erforschung der Frühgeschichte der deutschen Sprache und Literatur, darunter auch der deutschen Märchen.  Die Brüder waren deutsche Wissenschaftler, Philologen, Kulturforscher, Lexikographen und Autoren, die im 19. Jahrhundert gemeinsam Folklore sammelten und veröffentlichten.
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Der Aufstieg der Romantik im 18. Jahrhundert hatte das Interesse an traditionellen Volksgeschichten wiederbelebt, die für die Grimms und ihre Kollegen eine reine Form der nationalen Literatur und Kultur darstellen.  Die Brüder Grimm entwickelten eine Methodik zum Sammeln und Aufzeichnen von Volksgeschichten, die zur Grundlage für Folklorestudien wurden.  Zwischen der ersten Ausgabe von 1812-15 und der siebten und letzten Ausgabe von 1857 haben sie ihre Sammlung viele Male überarbeitet, so dass sie von 156 auf über 200 Geschichten anwuchs. Neben dem Sammeln und Bearbeiten von Volksmärchen stellten die Brüder deutsche Legenden zusammen. Einzeln veröffentlichten sie eine große Anzahl von Sprach- und Literaturwissenschaft.  Zusammen begannen sie 1838 mit der Arbeit an einem umfangreichen Deutsches Wörterbuch, das sie zu Lebzeiten nur bis zum Wort „Frucht“ vervollständigten.
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Viele von Grimms Volksmärchen erfreuen sich einer anhaltenden Beliebtheit. Die Geschichten sind in mehr als 100 Sprachen erhältlich und wurden von Filmemachern wie Lotte Reiniger und Walt Disney mit Filmen wie „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ und „Dornröschen“ adaptiert. In den 1930er und 40er Jahren wurden die Geschichten vom Dritten Reich als Propaganda verwendet.  Später im 20. Jahrhundert bekräftigten Psychologen wie Bruno Bettelheim den Wert der Arbeit trotz der Grausamkeit und Gewalt in Originalversionen einiger der Geschichten, die die Grimms schließlich säuberten.
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Bib und Bilder
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/ff/Grimm.jpg/220px-Grimm.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8c/Grimm%27s_Kinder-_und_Hausm%C3%A4rchen%2C_Erster_Theil_%281812%29.cover.jpg